Expert Talk

Expert Talk 6: Erich Sammer

23.9.2025

Konfliktlösungs-Ressourcen aktivieren

Einführung in das Züricher Ressourcen-Modell und Anwendungsmöglichkeiten in der Mediation

Das Zürcher Ressourcen Modell «ZRM®» ist ein Selbstmanagement-Training und wurde von Dr.in Maja Storch und Dr. Frank Krause für die Universität Zürich entwickelt. Die Trainingsmodelle beruhen auf neuesten neurobiologischen Erkenntnissen zum menschlichen Lernen, beziehen kognitive, emotionale und psychologische Aspekte in den Entwicklungsprozess ein.

Nutzung des Züricher Ressourcen Modells - für mich als Mediator:in

  • Selbstmanagement nach dem Zürcher Ressourcen Modell® zielt darauf ab, die Fähigkeit zur Selbstorganisation zu steigern. Dabei wird versucht, geführt
    und gleichzeitig selbstbestimmt Wege zu finden und Energiequellen abzurufen, um öfter und mit Leichtigkeit und Freude "das Beste" aus sich und
    aktuellen persönlichen Lebenslagen herauszuholen.

Nutzung des Züricher Ressourcen Modells - im Mediations-Prozess

  • Teile des ZRM®-Prozesses sind gut in den Ablauf mediativer Verfahren zu integrieren. Sie werden in Phasen der Mediation zu Tools, um Themen zu
    klären und Zielerreichungsprozesse zu unterstützen. So kann das Konzept des Züricher Ressourcen Modells in vielfacher Weise die Werkzeugkiste von
    Mediator:innen ergänzen. Die Möglichkeiten der Anwendung im Mediations-Prozess sollen erläutert und diskutiert werden.

Mag. Erich Sammer

  • Mediator, Pädagoge, wingwave®-Coach, Lehrbeauftragter an mehreren Universitäten und Pädagogischen Hochschulen, Mentalcoach mehrerer Nationalteams
  • Erich Sammer leitet Trainings, Seminare und Workshops in den Bereichen Konfliktkompetenz, begleitet Unternehmen und Vereine in Teamcoachings und arbeitet als Mentalcoach für Führungskräfte und Leistungssportler:innen.
  • Er ist als Speaker bei internen oder öffentlichen Veranstaltungen von Unternehmen, Fachtagungen und Fortbildungen tätig.

Zusammenfassung des "Expert Talks" mit Erich Sammer und Susanne Lederer


Der sechste "Expert Talk" des Mediationsinstituts, moderiert von Susanne Lederer, befasste sich mit dem Thema Konfliktlösungsressourcen, insbesondere dem Zürcher Ressourcenmodell (ZRM®), und hatte Erich Sammer als Gast. Sammer ist Mediator, Pädagoge und arbeitet im Bereich Selbstmanagement, Coaching von Führungskräften und Leistungssportler:innen. Er präsentierte eine komprimierte Einführung in das ZRM® als Impulse für die Diskussion über die Einsatzmöglichkeiten der ZRM® Tools in der Mediation.

Grundlagen und Prinzipien des Zürcher Ressourcenmodells (ZRM®)

Das ZRM® wurde von Maja Storch und Frank Krause entwickelt, um die günstige Umsetzung von Zielen zu unterstützen. Es handelt sich um ein ressourcenorientiertes, ganzheitliches und positives Modell, bei dem die Teilnehmenden aktiv mitwirken müssen. Zentrale Elemente sind die Selbstverantwortung und Lösungsorientierung, die auch eine Überschneidung mit der Mediation darstellen. Das Modell hat einen lustvollen Ansatz und zielt darauf ab, mit Freude an Herausforderungen heranzugehen.

Der Rubikon-Prozess


Der Rubikon-Prozess ist eine grundlegende Orientierung, die beschreibt, wie ein unbewusstes Gefühl in eine geplante Handlung umgesetzt wird.

  • Phase 1 (Ich spüre etwas): Es besteht ein unbewusstes Bedürfnis, das sich als vages Gefühl manifestiert.
  • Phase 2 (Ich kann mein Bedürfnis benennen): Das Motiv wird bewusst und man wägt ab, was man verändern möchte, ohne bereits ein konkretes Ziel zu formulieren.
  • Phase 3 (Ich will ein klares Ziel erreichen): Man überquert den „Rubikon“, indem man das Ziel bewusst und handlungswirksam formuliert.
  • Phase 4 (Ich bereite Handlungen vor): Man wählt Werkzeuge, um die gewünschte Handlung vorzubereiten und das Ziel im Leben zu realisieren.
  • Phase 5 (Ich setze um): Handlungswirksame Ziele werden ressourcenunterstützt umgesetzt.

Entscheidungssysteme und Zielformulierung

Menschen treffen Entscheidungen hauptsächlich auf zwei Arten:

  1. Bewusst (Kopf): Über Sprache, analytisch und reflektierend. Dies ist ein langsamer Prozess, der auf das Kurzzeitgedächtnis zugreift.
  2. Unbewusst (Bauch): Über das emotionale Erfahrungsgedächtnis. Dieser Prozess ist oft bildhaft, diffus und sehr schnell (200-400 Millisekunden).

Unsere Entscheidungen werden im hochprozentigen Bereich durch unbewusste Prozesse angestoßen. Die rationalen Entscheidungsanteile sind eher gering bzw. dienen uns zur Begründung von schon unbewusst gefällten Entscheidungen.

Werkzeuge und Methoden

  • Ideenkorb: Hilfspersonen werfen positive Assoziationen zum Bedürfnisbild und im Laufe des ZRM® Prozesses zur Optimierung der Zielformulierung und Ressourcenbildung in den Raum.
  • Motto-Ziele: Im Gegensatz zu den rationalen (teilweise auch oft wirtschaftlich orientierten) SMART-Zielen sind Motto-Ziele (z. B. "lustvoll und mutig erobere ich mein Revier") für persönliches Wachstum besser geeignet und haben eine höhere Behaltensquote. Sie sollten als Annäherungsziele formuliert, in eigener Kontrolle, positiv und gehirngerecht sein.
  • Affektbilanz: Ein Werkzeug, um den Verstand mit somatischen Markern abzugleichen. Man trägt Situationen und die damit verbundenen positiven und negativen Gefühle in eine Skala ein, um Entscheidungen zu bewerten.
  • Elchtest: Ein "Realitätstest" für ein Ziel, bei dem man überprüft, welche Personen von der angestrebten Zielumsetzung betroffen sind, wer das Ziel unterstützen würde und wo es Hindernisse geben könnte. Oft führt dies zu einer Zielkorrektur.
  • Präaktionale Phase: Das Ziel wird mit körperlichen Markern verankert. Durch die Führung durch den Körper werden innere und äußere Merkmale gesammelt, um Erinnerungshilfen zu schaffen. Zusätzlich werden Erinnerungshilfen auch installiert.


ZRM und Mediation


Erich Sammer betont, dass das ZRM® für Mediator:innen persönlich hilfreich sein kann, um eine positive, ressourcenorientierte Haltung zu entwickeln und mit den Herausforderungen des Berufs umzugehen. Es unterstützt die Wahrnehmung von Körpersprache und unbewussten Signalen bei den Mediationsparteien.

Vorteile

  • Ganzheitlichkeit: Die Einbeziehung des Unbewussten und der Gefühle ergänzt die oft verstandesorientierte Mediation.
  • "Hebammenhaltung": Das ZRM® bietet Werkzeuge, um Mediationsparteien dabei zu helfen, eigene Lösungen zu finden, ohne dass die Mediator:innen diese vorgeben.
  • Nachhaltigkeit von Lösungen: Durch die Berücksichtigung von Gefühlen und unbewussten Aspekten können Verträge nachhaltiger sein, da sie nicht nur aus Verstandesgründen akzeptiert werden.
  • Grenzen der Mediation: Das Modell hilft, die Grenzen zur Therapie und zum Coaching zu erkennen und nicht-therapeutische Werkzeuge gezielt einzusetzen.

Fazit


Die Expert:innen sind sich einig, dass Mediator:innen von einer vertieften Auseinandersetzung mit Selbstmanagement und ressourcenorientierten Modellen wie dem ZRM® profitieren können, auch wenn diese nicht explizit in der Mediationsausbildung behandelt werden. Erich Sammer betont, dass es sich dabei um Werkzeuge handelt, die mit Sorgfalt und nach einer entsprechenden Ausbildung angewendet werden sollten, damit sie zum Nutzen der Mediationsparteien und als Unterstützung der Mediator:innen selbst das Handlungsrepertoire in Mediationsprozessen wirksam und wertschätzend ergänzen können. Abschließend weist Sammer auf weiterführende Literatur hin und bietet persönliche Gespräche für Interessierte an.

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